

Vorerst möchte ich allen WIENER WILDNIS Freunden & Freunden der AMBROSO Honigmanufaktur ein gutes Jahr 2015 wünschen!
Nun, da ich mich soeben zur Tastatur setze, um diesen Beitrag zu schreiben, scheint die Sonne, die Luft hat 19 Grad und die Bienen fliegen. Wunderschöne Momente für jemanden wie mich, der als Imker nun schon seit Monaten auf “Bienenentzug” ist. Vor wenigen Minuten noch inmitten von fliegenden Bienen stehend, erfüllte das Gesumme mein Herz und erfreute es mein Gemüt. Einen kleinen Haken hat die Sache allerdings: Wir schreiben den 10. Jänner 2015. Früher hatten wir da Winter.
Allen Imkern wünsche ich, dass dieses Jahr nicht so beginnt, wie es derzeit den Anschein hat: Viele haben bereits große Verluste, manche haben bereits alle ihre Bienenvölker verloren. Eigentlich wollte ich hier in erster Linie über die schönen Seiten der Imkerei und die angenehmen Monate des Imker-Winters schreiben, doch die hohen Völkerverluste, die bereits am Ende des Jahres 2014 bekannt wurden, machen mich wütend und sehr traurig. Eine Katastrophe für die Bienen, eine wirtschaftliche Katastrophe für die Imker.

Warum ist das so? Es ist eine Mischung aus Wetter, Pestiziden und der Varroamilbe, ein gefährlicher Parasit der Bienen. Bereits der letzte Winter war viel zu warm, die Bienen brüteten fast den ganzen Winter, die Varroamilbe konnte sich besonders stark vermehren, da sie ihre Eier in die Brutzellen der Bienen legt. In erster Linie scheint zwar die Varroamilbe Schuld an den Völkerverlusten zu tragen, doch zumindest ebenso große Schuld tragen die Neonicotinoide, synthetisch hergestellte Gifte, die auf Nervenzellen von Insekten wirken und als “Pflanzenschutz” dienen. Die Bienen verlieren die kognitiven Fähigkeiten wie Gedächtnis, Lernfähigkeit, Nahrungssuche und vor allem Navigation. Das Immunsystem unserer wertvollen Bienen wird geschwächt, somit sind sie anfälliger gegen Krankheiten, es kommt zu Auswirkungen auf die Entwicklung der Jungbienen und die Lebensdauer der erwachsenen Bienen. Die Bienenvölker sterben im Gegensatz zu früher schon bei geringerer Varroa-Belastung. Ein Erwerbsimker kann daher in diesem Winter mehrere Millionen Bienen verlieren!
Nun werden Sie sicher meinen, dass es doch ohnehin bereits ein auf 3 Jahre beschränktes Teilverbot für diese Neonicotinoide gibt. Ja, es ist ein Teilverbot , quasi eine Augenauswischerei von Giftindustrie & Politik. Die Wahrheit ist, dass die Neonicotinoide bei über 120 Pflanzen, im Obst- Gemüse und Ackerbau weiterhin eingesetzt werden dürfen und daher auch weiterhin und immer mehr verwendet werden. Und auch die vielen Gartenbesitzer und Kleingärtner, die beim Baumarkt eifrig ihr Roundup oder andere Gifte kaufen, um ihre Unkräuter auszurotten, tragen zur Vergiftung der Bienen bei, meistens ohne es zu wissen. Wem diese Kräutlein und Pflänzlein im Garten derart stören, dass er diese extremen Gifte sorglos einsetzt, kann ich empört nur eines empfehlen: Garten komplett grün verfliesen und regelmäßig feucht aufwischen!
Durch die extreme Verwendung von Neonicotinoiden kam und kommt es weiterhin zu einer Anreicherung im Ackerboden, dadurch sind der Nektar und die Blütenpollen noch jahrelang nach der Anwendung der Gifte belastet. Das Gift wird mehr und mehr, jedes Jahr sterben mehr Bienen und andere Insekten. Erinnern Sie sich an früher? Bei einer Autobahnfahrt war die Windschutzscheibe mit tausenden toten Insekten verklebt, man konnte kaum noch durchsehen. Das gibt es seit vielen Jahren nicht mehr. Oder wann haben Sie das letzte Mal nach einer Autobahnfahrt die Windschutzscheibe mühsam gereinigt? Wir füttern übrigens unsere Vögel nicht nur im Winter, sondern bereits den ganzen Sommer, da auch das Nahrungsangebot unserer gefiederten Freunde dramatisch zurückgeht.
Wer glaubt, dass unsere Nahrung nicht mit diesen Giften belastet ist, ist ein Träumer. Es gibt Hinweise, dass zwei Neonicotinoid-Insektizide schädliche Auswirkungen auf das menschliche Nervensystem haben können. Wissenschaftler der EFSA kamen zu dem Ergebnis, dass die Substanzen in den beiden Insektiziden Acetamiprid und Imidacloprid die Entwicklung von Neuronen und Hirnstrukturen, die etwa mit der Lern- und Gedächtnisfunktion in Verbindung stehen, beeinträchtigen können.
Und was machen nun die AMBROSO Bienen den ganzen Winter über? Sie halten keinen Winterschlaf, wie viele meinen, sondern das Volk formt sich zu einer Traube, die Bienen “kuscheln” sich sozusagen ganz eng aneinander und wärmen einander durch stete Vibration mit der Flugmuskulatur, um so die nötige Wärme zu erzeugen, gegen die Kälte zu bestehen und die Königin, die sich im Inneren dieser Bienentraube befindet, zu wärmen und zu schützen. So kann es bei einer Außentemperatur von minus 10 Grad im Inneren der Traube trotzdem 20 Grad haben. Bienen müssen sich wärmen, unter einer Temperatur von 7 Grad erstarren sie und sterben in der Folge.
Daher verbleiben sie im Bienenstock, bedienen sich Ihrer Futtervorräte und warten auf den Frühling. Bald werden sie wieder ein wenig zu brüten beginnen bzw. tun es teilweise schon, da es so warm ist. Das kann bei einem jähen Kälteeinbruch auch gefährlich sein: Die Bienen entfernten sich von den Futtervorräten, verbleiben trotz Kälteeinbruch bei der Brut, sie lassen ihre Jungen nicht im Stich. Doch im schlimmsten Fall verhungern sie, da sie sich wieder eng aneinanderschmiegen und das Futter unter Umständen nicht mehr erreichen können. So kommt es, dass manchmal Völker bei “vollem Bienenstock” verhungern.
Der Imker hat im Winter zwar weniger zu tun, jedoch große Sorgen, da er nicht weiß, ob er im Frühling wieder allen seinen Völkern beim Summen zuhören und den wunderbaren Duft, der aus einem Bienenstock dringt, zufrieden einatmen kann. Im Winter werden die Wachsvorräte eingeschmolzen, das Wachs für die Herstellung neuer Bienenwaben vorbereitet und entseucht, indem es auf 130 Grad erhitzt wird. Bienenstöcke und Arbeitsgeräte werden gereinigt und für die Erstellung von neuen Völkern vorbereitet, Honig wird abgefüllt und die Gläser mit Etiketten versehen. Natürlich haben wir bei AMBROSO auch mehr Zeit, uns um den Honigverkauf zu kümmern. Insbesondere in den Monaten vor Weihnachten nehmen die Bestellungen stark zu und köstlicher AMBROSO Biohonig wird in Paketen im Inland wie auch in viele Länder Europas versandt. Das ist nicht nur viel Arbeit, sondern macht auch große Freude, insbesondere dann, wenn die Imkerei so viel positives Feedback erhält wie wir das tun.
Wir möchten an dieser Stelle wieder sagen, wie stolz wir auf unsere Bienen sind und wie sehr wie allen unseren Kunden danken, die mit dazu beitragen, dass unsere AMBROSO Bienen in einem UNESCO Biosphärenpark und Naturschutzgebiet - weitgehend abseits von landwirtschaftlichen Monokulturen und großen Vergiftungsgefahren - ihrer wunderbaren Tätigkeit und großen Aufgabe nachgehen: Die Sammeltätigkeit köstlichen Nektars und die Bestäubung unserer wunderbaren Flora. Doch auch wir sind nicht vor Verlusten gefeit und bangen dem Frühjahr entgegen.
Im nächsten Bericht lesen Sie:
Wie viele AMBROSO- Bienenvölker haben den Winter überlebt? Die ersten Bienenwochen des Jahres.