

Die natürliche Vermehrung der Honigbiene erfolgt durch die Teilung des Bienenvolkes, ein Teil der Bienen schwärmt aus und sucht sich ein neues Zuhause, der Rest bleibt zurück. Im Mai und Juni, wenn die Bienenvölker stärker werden und bereits erhebliche Honigvorräte eingetragen haben, erwacht in vielen von ihnen der Schwarmtrieb. Die Bienen beginnen Königinnenzellen zu bilden, sogenannte Weiselzellen. Diese etwa 5–10 Brutzellen entstehen aus normalen Eiern, die von der Königin gelegt werden. Aufgrund der durchgehende Versorgung dieser speziellen Brut mit Gelee Royal entstehen jedoch aus diesen Eiern wertvolle Königinnen. Nach 9 Tagen werden diese Brutzellen von den Bienen mit Wachs verschlossen.

Damit sind die Vorbereitungen zum Schwärmen abgeschlossen, ein großer Teil der Flugbienen gemeinsam mit der alten Königin verlässt sodann noch am selben Tag, meist gegen Mittag, den Bienenstock und schwärmt aus. Dies ist ein eindrucksvolles Schauspiel, tausende Bienen verdunkeln den Himmel und streben summend einer ungewissen Zukunft entgegen. Bald sammeln sie sich an einem Baum oder einem Strauch, um dort einige Stunden zu verharren und sodann ein neues Zuhause, zB. eine Baumhöhle zu suchen. Solche Schwärme finden sich immer wieder in Gärten oder sogar an öffentlichen Plätzen wie Verkehrsampeln oder unter Dachvorsprüngen von Wohnhäusern, wo sie dann von eiligst herbeigerufenen Imkern oder fachkundigen Feuerwehrmännern geborgen und wieder an eine Imkerei übergeben werden. Der zurückbleibende Teil des Volkes, überwiegend junge Bienen, pflegt die verbleibende Brut und die Königinnenzellen. Nach einer Woche schlüpft die erste Königin und sucht sogleich die anderen Königinnen, in dem sie “tutet” und schnell die Antwort der anderen Königinnen erhält, die aus den noch verschlossenen Zellen tuten. Sodann sticht sie in die anderen Königinnenzellen, sie tötet also ihre Konkurrentinnen. Somit hat das verbleibende Volk wieder eine Königin.

Nun, da es die Varroamilbe gibt, stirbt ein Bienenvolk in freier Natur spätestens nach einem Jahr, weil es mit der Varroamilbe, dem weltweit bedeutendsten Bienenschädling – im Gegensatz zB. zur Honigbiene Asiens – nicht zurecht kommt. Die Milbe wurde leider von verantwortungslosen Forschern in Europa eingeschleppt.
Imker wollen zumeist nicht, dass die Bienen schwärmen, weil einerseits die Gefahr besteht, den Schwarm nicht mehr einfangen zu können und diese Bienen damit in freier Natur durch die Milbe umkommen, andererseits aber auch weil die Flugbienen eines Volkes verloren sind und von diesem Volk daher kein nennenswerter Honigertrag mehr zu erwarten ist. Wir von der AMBROSO Honigmanufaktur versuchen daher, rechzeitig Schwarm verhindernde Maßnahmen zu ergreifen. Je nach Entwicklung der Bienenvölker beginnen wir bereits im April/Mai, den Bienen zusätzliche Mittelwände zum Ausbauen in den Bienenstock zu hängen. Mittelwände sind dünne Platten aus wertvollem Bienenwachs, die wir Imker mit einer Wabenstruktur pressen, damit die Bienen anhand dieser Struktur die Wachszellen für die Brut und den Honig bauen können. Gleichzeitig werden von uns starke Völker geschröpft, das heißt, von diesen Völkern Brutwaben mit Bienen entnommen und neue Völker damit gebildet. Beide Maßnahmen beschäftigen die Bienen und suggerieren ihnen, dass noch einiges zu tun ist, bevor geschwärmt werden kann. Im Idealfall verhindern diese Maßnahmen, dass die Bienen neue Weiselzellen ansetzen und damit das Schwärmen vorbereiten.

Sollten wir bei unseren regelmäßigen Durchsichten der Bienenstöcke eine sogenannte “Schwarmzelle”, also eine Königinnenzelle entdecken, dann müssen wir schnell handeln, das heißt, wir nehmen in diesem Fall die Königin mit zwei bis 4 Brutwaben und den darauf sitzenden Bienen aus dem Volk, geben sie in einen neuen, leeren Bienenstock und gründen somit ein neues Volk. Somit erlischt die Schwarmstimmung schnell, das zurückbleibende Volk glaubt, die Königin sei bereits geschwärmt. Manchmal übersieht man jedoch eine Zelle, die Bienen schwärmen und mit etwas Glück und viel Mühe kann der Imker den Schwarm wieder einfangen, wie die beigefügten Bilder zeigen.

All das hat jedenfalls zufolge, dass neues Leben entsteht, neue Bienenvölker Ihrer Aufgabe nachgehen, den Überfluss, den die Natur uns schenkt, abzuschöpfen, ohne in Ressourcen einzugreifen, ohne die Substanz zu berauben. Es ist nun Juli, die Bienen haben den Lindenhonig eingetragen und bald neigt sich dieser wundervolle Überfluss der Natur dem Ende zu. Bereits jetzt beginnt für uns die Sorge um das Einwintern der Bienen, bald werden wir beginnen, unsere Völker auf den Winter vorzubereiten.
Im nächsten Bericht lesen Sie: Die Honigernte und der Kampf gegen die Varroa-Milbe.
Alle Fotos in diesem Beitrag: © Hannes Ambroso