Die Gstett'n: Das ist der Stoff, von dem unsere Kinder einmal in Erinnerungen schwelgen werden. Oder von dem sich so mancher von uns gerne zurückerinnert, oft mit dem Nebensatz im Kopf: "Die arme Jugend von heute, so etwas gibt's ja mittlerweile gar nicht mehr!"
Gibt es doch.
Vielleicht gibt es jedoch in gar nicht so ferner Zukunft einen Punkt, wo die Gstett'n tatsächlich nur mehr in unseren Köpfen existiert. Man stelle sich Folgendes vor: Ein weltweit erstes Stadtnatur-Schutzgebiet, sozusagen ein "Gstett'n Nationalpark" mitten in einer Metropole, wo jeder mitbeobachten kann, wie sich Stadt in Natur und später in Wildnis rückverwandelt. Mit teilweiser Freizeitnutzung, teils reine Naturzone. Tierbeobachtung von eigenen Beobachtungsplätzen und das Erkunden auf angelegten Bretterpfaden durch die Landschaft. Visitor Center und Infotafeln sowieso.
Vielleicht ein Restaurant mit Terrasse oder Glasfront, wo man direkt auf Fuchs und Dachs blicken kann? Bäume überwuchern Bahnhof, Füchse besiedeln Bahnböschungen, Singvögel nisten in Autowracks, Turmfalken und Eulen brüten in Ruinen, Fledermäuse in alten Baumriesen, seltene Pflanzen wachsen auf vermeintlichen Trockenböden, Amphibien wandern und laichen ungestört bzw. unbeeindruckt von den Menschen ringsum. ;-)
Vielleicht kann man hier und da der Wildnis noch ein klein wenig auf die Sprünge helfen, Biotope anlegen, Nistkästen bauen. Wissenschaftler aus aller Welt könnten dynamische Renaturierungs-Prozesse beobachten und Erkenntnisse gewinnen. Kinder fänden in eigenen Zonen die fantastischsten Abenteuerspielplätze vor, ohne obligatorische „Sandkiste-Rutsche-Schaukel“ zwar (die könnte auch vorhanden sein), dafür mit Kletterbäumen und alten Tunnels, Böschungen und Verstecken und Teichen. Was für eine Aufwertung für die Anrainer und die Gegend schlechthin! Die Weltpresse würde berichten.
Einmal im Jahr - nämlich im Juni - würde sich der „First Urban Nature Park“ in ein wahres Eldorado aus Wildblumen gespickt mit hohen Gräsern verwandeln und Blumenliebhaber und Naturfotografen aus aller Welt anlocken. Aus alten Bahntrassen würde ein buntes Farbenmeer entstehen, das sich im Sommerwind wiegt!
Schmetterlinge, Käfer, Wild- und Honigbienen, Hummeln, Schnecken oder hunderttausende Grashüpfer würden diese Blumenmeere bevölkern!
Schon klar, das ist natürlich komplett utopisch oder unsinnig - "Gstett'n Nationalpark"! - teure Baugründe, Platz für Wohnungen und all das. Ist in einer Millionenmetropole nicht zu rechtfertigen. Aber träumen wird man ja noch davon dürfen. Den „First Urban Nature Park“, meine ich.
Der Rest ist freilich kein Traum, sondern Realität und steht schon da. Am Nordbahngelände. Blütenmeer inklusive - es blüht übrigens genau jetzt!
Einen richtigen Gstett'nführer in Buchform gibt es tatsächlich auch schon. Die Wiener Umweltanwaltschaft hat ihn herausgegeben und gerade neu aktualisiert. Man kann ihn gratis online bestellen, die Infos dazu findet ihr HIER.